Lichtverschmutzung stört das Verhalten von Zugvögeln.

Herzlich willkommen zu unserem heutigen KI-Gespräch rund um das Thema Vögel. Genauer gesagt schauen wir uns die Aussage an: „Lichtverschmutzung stört das Verhalten von Zugvögeln.“ Wir haben zwei hochkompetente Gesprächspartner eingeladen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf dieses Thema blicken. Zum einen spricht Florian Flügelschlag, der die Auswirkungen von künstlichem Licht auf Zugvögel recht optimistisch und lösungsorientiert bewertet. Zum anderen hören wir Tanja Federkleid, die auf mögliche Risiken und Probleme hinweist und eher eine kritischere Haltung einnimmt. Ich heiße Sie alle herzlich willkommen und bin gespannt, wo unser Gespräch uns hinführen wird.


Überblick über das Phänomen Lichtverschmutzung

Moderator: Florian Flügelschlag, könntest du uns bitte zunächst einen Überblick darüber geben, wie Lichtverschmutzung überhaupt definiert wird und warum sie insbesondere für Zugvögel eine Rolle spielt?

Florian Flügelschlag: Sehr gerne. Als Lichtverschmutzung bezeichnet man die Aufhellung des nächtlichen Himmels durch künstliche Lichtquellen wie Straßenlaternen, beleuchtete Werbetafeln, Gebäude, Fahrzeugscheinwerfer und Ähnliches. Insbesondere in dicht besiedelten Regionen und Ballungsräumen ist dies oft ein allgegenwärtiges Phänomen. Bei Zugvögeln ist vor allem das natürliche Navigationsverhalten betroffen, denn viele Vogelarten orientieren sich auf ihren teils mehrere tausend Kilometer langen Wanderungen am nächtlichen Sternenhimmel oder auch am Mondlicht. Künstliche Lichtquellen können sie dabei irritieren, ihre Flugrouten verändern oder zu früheren beziehungsweise späteren Abflügen anregen, als es die Natur eigentlich vorgesehen hat.

Moderator: Und Tanja Federkleid, wie würdest du die Relevanz dieses Themas beschreiben?

Tanja Federkleid: Ich halte das Thema für sehr bedeutend. Lichtverschmutzung wächst stetig, da immer mehr Bereiche mit künstlicher Beleuchtung ausgestattet werden. Dies betrifft nicht nur Großstädte, sondern zunehmend auch ländliche Regionen oder Urlaubsgebiete, die nachts für Touristen beleuchtet werden. Das Problem ist, dass Vögel – besonders Zugvögel – eine lang angelegte Evolution hinter sich haben, in der sie sich nach bestimmten Mustern der Natur gerichtet haben, wie zum Beispiel dem Magnetfeld der Erde und dem natürlichen Hell-Dunkel-Rhythmus. Sobald wir massiv künstliche Lichtquellen einbringen, ändern wir ihren gewohnten Lebensraum. Das kann tatsächlich weitreichende Konsequenzen haben, zum Beispiel auch auf den Energiehaushalt der Vögel oder deren Rastplatzwahl.


Erste Auswirkungen auf Zugvögel

Moderator: Vielen Dank für die Einordnung. Florian, du hast gesagt, Vögel lassen sich oft vom Licht leiten. Kannst du uns genauer schildern, wie sich das auswirkt, wenn nachts künstliches Licht einen Vogel irritiert?

Florian Flügelschlag: Ja, das ist spannend. Viele Studien zeigen, dass Zugvögel während ihrer Nachtflüge zu stark beleuchteten Orten hingezogen werden können, was insbesondere in Ballungsräumen oder an hell erleuchteten Gebäuden zu einer Art „Lichtfalle“ führt. Das heißt, die Vögel kreisen unter Umständen um den hellsten Punkt, bis sie komplett entkräftet sind und in ungünstigen Fällen sogar zu Tode kommen. In manchen Städten werden deswegen die Fassadenbeleuchtungen von Hochhäusern während der Zugzeiten gedimmt oder ganz abgeschaltet, um die Orientierung der Vögel nicht zu stören. Trotzdem sehe ich auch positive Entwicklungen: Immer mehr Kommunen sind sich der Problematik bewusst und suchen technische Lösungen, etwa spezielles Vogel- oder insektenfreundliches Licht.

Tanja Federkleid: Bevor wir die Lösungsansätze beleuchten, möchte ich eine Sache betonen: Diese Lichtverschmutzung wirkt sich nicht nur auf einzelne Individuen aus, sondern kann langfristig auch Populationen beeinflussen. Denn wenn Zugrouten dauerhaft gestört sind oder geeignete Rastplätze nicht mehr gefunden werden, wirkt sich das am Ende auf Brutverhalten und Überlebenschancen bestimmter Arten aus. Selbst wenn einzelne Städte handeln, bleibt das Problem global bestehen. Es handelt sich ja um ein Phänomen, das nicht an Landesgrenzen Halt macht.


Differenzierte Betrachtung des künstlichen Lichts

Moderator: Das klingt nach einer recht komplexen Ausgangssituation. Gibt es noch weitere Faktoren, die das Verhalten der Zugvögel in Verbindung mit Licht beeinflussen?

Florian Flügelschlag: Ein wichtiger Punkt ist der Bio-Rhythmus der Vögel. Der Hell-Dunkel-Zyklus steuert nicht nur die Aktivitätsphasen, sondern auch hormonelle Prozesse wie etwa Fortpflanzung und Mauser. Wenn das Licht jetzt in einer Phase, in der es natürlich dunkel sein sollte, die Nacht „künstlich“ verlängert, kann es zu einer Verschiebung der inneren Uhr kommen. Einige Ornithologen vermuten, dass dies dazu führt, dass Vögel bestimmte biologische Phasen – zum Beispiel die Fortpflanzungszeit oder den Flugbeginn in Richtung Winterquartier – früher oder später beginnen als geplant. Das kann positive oder auch negative Auswirkungen haben. Manche Vogelpopulationen profitieren sogar kurzfristig von günstigeren Bedingungen, wenn sie zum Beispiel einen leichten Temperaturvorsprung haben. Aber meist überwiegen bei zu viel künstlichem Licht die Nachteile.

Tanja Federkleid: Genau, zusätzlich darf man nicht vergessen, dass sich Lichtverschmutzung auch auf die Nahrungsnetzwerke auswirkt. Insekten werden ebenfalls vom Licht angezogen und verhalten sich dadurch oft anders, als es ohne künstliche Beleuchtung der Fall wäre. Das bedeutet, dass wichtige Futterquellen für Vögel eventuell anderswo versammelt sind, als der Vogel es erwartet. Manche Bereiche in Städten werden insektenreich, andere Gebiete hingegen verarmen, was zu einer ungleichen und teils ungünstigen Verteilung der Nahrung führt. Inklusive Problemen für die Vögel, die auf diese natürlichen Rhythmen angewiesen sind.


Technische und praktische Lösungsansätze

Moderator: Kommen wir nun zu potenziellen Lösungsansätzen. Florian, du hast schon kurz erwähnt, dass es Bestrebungen in Städten gibt, die Lichter während der Zugzeiten zu reduzieren. Wie sehen solche Ansätze genau aus?

Florian Flügelschlag: Ein Beispiel ist, dass Hochhäuser und öffentliche Gebäude in großen Städten während bestimmter Zeitfenster – vor allem in der Nacht, wenn der Zug am stärksten ist – ihre Beleuchtung herunterfahren oder komplett ausschalten. Das macht man zum Teil in den USA, in Kanada, aber auch in einigen europäischen Metropolen wie Frankfurt. Dort wird versucht, den Vögeln einen dunkleren Himmel zu bieten, damit sie in ihrer Navigation nicht gestört werden. Manche Städte setzen außerdem auf Lichtsysteme mit speziellen LEDs, die nur ein bestimmtes Farbspektrum abstrahlen und für Vögel weniger attraktiv sind. Letztlich handelt es sich um eine Kombination aus Technologie, Aufklärung und politischen Maßnahmen.

Tanja Federkleid: Wobei man natürlich fragen muss, ob solche Maßnahmen überall durchgesetzt werden können. In vielen Städten und Gemeinden gelten Werbung, nächtliche Attraktionen oder auch Sicherheitsaspekte als gewichtige Gründe für Beleuchtung. Da stoßen wir schnell an wirtschaftliche und gesellschaftliche Grenzen. Wenn ein Wahrzeichen einer Stadt stark beleuchtet sein soll, weil das ein wichtiger Touristenmagnet ist, dann ist es schwierig, das Licht abzuschalten. Auch bei Sportevents wie Nachtläufen oder Festivals stößt man auf die gleiche Problematik. Die Frage ist: Wo zieht man die Grenze zwischen notwendiger Beleuchtung und unnötiger Lichtverschmutzung?


Naturschutz und gesellschaftlicher Nutzen

Moderator: Das ist in der Tat eine wichtige Abwägung. Florian, wie siehst du den Konflikt zwischen dem Naturschutz und den gesellschaftlichen Interessen?

Florian Flügelschlag: Ich denke, wir stehen an einem Punkt, an dem sich der Kompromiss finden lässt. Zum einen sind sich viele Menschen mittlerweile der Umweltproblematik bewusst, auch was die Störung von Zugvögeln betrifft. Zum anderen gibt es immer mehr technische Innovationen, die zumindest das Licht effizienter bündeln und Streulicht minimieren. Auf diese Weise könnte man beispielsweise Werbetafeln beleuchten, ohne dass das Licht weit in den Himmel abstrahlt. Auch das Dimmen zu bestimmten Nachtzeiten, in denen ohnehin keine Menschen unterwegs sind, ist eine Option. Ich bin zuversichtlich, dass sich Lösungen finden lassen, die sowohl die Sicherheit als auch ökologische Verträglichkeit berücksichtigen.

Tanja Federkleid: Mir geht es um den langfristigen Ansatz. Lichtverschmutzung ist ein globales Problem, und wir haben Zugvögel, die zum Teil Kontinente überqueren. Es bringt nur bedingt etwas, wenn in einer Stadt oder einem Land Maßnahmen ergriffen werden, während in anderen Regionen weiter großflächige Lichtquellen dominieren. Der Flug der Vögel erstreckt sich über große Distanzen, und wenn sie unterwegs eine Lichterfalle erwischt oder wenn sie sich in Hafenstädten an Schiffen orientieren, kann das große Auswirkungen haben. Ich bin dafür, die internationalen Abkommen zu stärken, die sich dem Thema widmen. Vogel- und Naturschutz müssen nicht nur lokal, sondern auch global gedacht werden.


Blick auf die Forschung

Moderator: Kommen wir zu einem etwas tieferen Einblick in die aktuelle Forschung. Wie werden die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Zugvögel erforscht?

Florian Flügelschlag: Mittlerweile gibt es viele interdisziplinäre Studien, die Biologie, Ornithologie und Lichttechnik zusammenbringen. Forscher statteten Zugvögel mit sogenannten Geolokatoren oder GPS-Sendern aus, um deren Routen, Flugzeiten und Aufenthaltsorte zu tracken. Dabei stellte man fest, dass sich einige Vögel in urbanen Regionen tatsächlich anders verhielten als in ländlichen Gebieten. Außerdem wird untersucht, wie sich bestimmte Lichtfarben auf das Navigationsverhalten auswirken. So glaubt man zum Beispiel, dass warmweißes Licht weniger störend ist als kühles, sehr helles Licht. Hierzu laufen Experimente und Beobachtungen in verschiedenen Testregionen.

Tanja Federkleid: Allerdings sollte man ergänzen, dass die Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem komplex sind und nicht nur von einer einzigen Lichtquelle abhängen. Ornithologen haben festgestellt, dass nicht nur die Art und Intensität des Lichts, sondern auch der Zeitpunkt eine Rolle spielt. Wenn beispielsweise in Brutgebieten künstliche Beleuchtung die Nachtstunden verkürzt, kann das das Brutverhalten massiv beeinflussen. Die Forschung ist noch lange nicht am Ende. Viele Studien sind momentan in der Erprobungsphase und brauchen mehr Daten, vor allem Langzeitdaten, um sichere Aussagen treffen zu können.


Verknüpfung mit anderen Umweltfaktoren

Moderator: Welche Rolle spielt die Lichtverschmutzung denn im Zusammenspiel mit anderen Umweltproblemen, zum Beispiel dem Klimawandel oder der Habitatzerstörung?

Florian Flügelschlag: Der Klimawandel bewirkt, dass sich die Vegetationszeiten verschieben und auch das Wetter auf den Zugrouten unberechenbarer wird. Wenn Vögel dann zusätzlich durch Lichtverschmutzung gestört werden, führt das zu einer Art doppelter Belastung. Die Habitatzerstörung durch Bebauung von Rast- und Brutgebieten kommt noch oben drauf. Das macht es für die Vögel schwieriger, sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Oft braucht es einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Faktoren berücksichtigt: Lebensraum schützen, Lichtverschmutzung reduzieren und klimatische Veränderungen beobachten.

Tanja Federkleid: Genau, wir müssen das Phänomen ganzheitlich betrachten. Lichtverschmutzung ist ein Stressfaktor, der allein schon ernst genommen werden sollte. In Kombination mit weiteren Stressfaktoren wie Pestizidbelastungen, Nahrungsmangel oder dem Klimawandel kann es für bestimmte Vogelarten schnell zum Kipppunkt kommen. Manche Arten zeigen bereits heute massive Bestandseinbrüche. Das kann langfristig unseren Artenreichtum gefährden. Ich plädiere deshalb für ein Bewusstsein, dass wir diese Probleme nicht voneinander entkoppeln dürfen.


Praktische Handlungsempfehlungen

Moderator: Lassen Sie uns jetzt in Richtung praktischer Tipps und Handlungsempfehlungen gehen. Was können Kommunen, Unternehmen oder auch Privatpersonen tun, um Lichtverschmutzung zu verringern?

Florian Flügelschlag: Kommunen können beispielsweise Verordnungen zur Beleuchtungsstärke in Wohn- und Gewerbegebieten erlassen und damit die Intensität reduzieren. Unternehmen können in LEDs investieren, die nur gezielt Flächen ausleuchten und kaum Streulicht erzeugen. Auch Zeitschaltuhren, Dimmer oder Bewegungsmelder helfen, Licht nur dann einzusetzen, wenn es wirklich gebraucht wird. Privatpersonen können im eigenen Garten oder auf dem Balkon ebenfalls bewegungsabhängige Leuchten anbringen oder auf zu helle Außenbeleuchtung verzichten. Wer unbedingt schöne Lichter möchte, kann warmweiße und dezente Lösungen wählen und darauf achten, dass sie nach unten gerichtet sind statt in den Himmel.

Tanja Federkleid: Das klingt alles nachvollziehbar und kann viel bewirken, allerdings braucht es auch die politische Ebene und gesamtgesellschaftliche Akzeptanz. Man müsste beispielsweise prüfen, wie Beleuchtungskonzepte in Städten standardisiert werden können und ob die Architektur an manchen Orten noch mehr auf Vogel- und Naturschutz ausgerichtet werden könnte. Etwa indem man Glasfassaden vermeidet, in denen sich Vögel spiegeln und fehlgeleitet werden. Und: Es braucht weiterhin Aufklärung über dieses Thema. Vielen Menschen ist schlicht nicht bewusst, dass künstliches Licht solch massive Auswirkungen auf Zugvögel hat.


Fazit und Ausblick des Moderators

Wir haben heute einen ausführlichen Blick auf das Phänomen der Lichtverschmutzung und deren Auswirkungen auf Zugvögel geworfen. Florian Flügelschlag hat uns vor allem gezeigt, dass es bereits technische Innovationen und einige ermutigende Vorstöße in Städten gibt, um den Vögeln die nächtliche Orientierung zu erleichtern. Gleichzeitig hat Tanja Federkleid betont, wie ernst die Lage vieler Zugvogelpopulationen ist und dass globale Lösungen sowie ein umfassendes Verständnis für die Wechselwirkungen mit anderen Umweltfaktoren nötig sind.

In der Summe ergibt sich ein Bild, das durchaus Hoffnung zulässt: Mit wissenschaftlichem Fortschritt, angepasstem Städtebau und Sensibilisierung kann das Problem der Lichtverschmutzung zumindest abgemildert werden. Allerdings muss uns allen klar sein, dass dies kein lokales oder kurzfristig lösbares Thema ist, sondern ein Prozess, der globale Kooperation und langfristige Strategien erfordert.

Ich danke Ihnen, liebe Zuhörer, dass Sie bei diesem spannenden Gespräch dabei waren. Damit verabschieden wir uns von unserem Interview mit Florian Flügelschlag und Tanja Federkleid. Bleiben Sie wachsam gegenüber Lichtquellen in Ihrer Umgebung und denken Sie daran, auch mit kleinen Maßnahmen kann man den Zugvögeln einen großen Gefallen tun. Auf Wiederhören und bis zum nächsten Mal!

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